Schulkonzeption

2. Das Evangelische Profil

2.1. Theologische Grundsätze als Leitschnur für die pädagogische Arbeit

Bei der Entwicklung des pädagogischen Konzeptes gingen wir von der im Evangelium Jesu Christi begründeten Erkenntnis aus, dass Bildung immer mehr ist, als reine Wissensvermittlung. Bildung hat, wie Jesus, wenn er mit des Menschen redete, immer den ganzen Menschen im Blick. Nicht nur der Verstand, sondern auch das Herz und alle Sinne sind dem Menschen von Gott anvertraut, um die Erde zu bebauen und zu bewahren. So stellen das Lernen und die Entwicklung der Persönlichkeit keinen Selbstzweck dar, sondern sind immer auch Erfüllung des Schöpfungsauftrages Gottes.

Jesus stellt im Evangelium Markus Kapitel 10 dem damaligen Idealbild der Weisheit des Alters die vertrauensvolle Unbefangenheit der Kinder gegenüber. An diesem Beispiel erkennen wir, dass zur Ausbildung eines Menschen immer auch die liebevolle Zuwendung gehört. Davon soll das Verhalten den Kindern gegenüber geprägt sein.

Jedem Menschen sind von Gott grundlegende Rechte verliehen. Unser Ziel ist es, dass die Kinder diese Rechte erkennen und befähigt werden, sie im Zusammenhang mit Menschen und Natur wirksam werden zu lassen.

Wir haben vor allem folgendes im Blick:

Jeder Mensch ist als Individuum zu achten. Dieses Recht hat seinen theologischen Grund in der Würde des Menschen als Geschöpf und Ebenbild Gottes. Die Gottesebenbildlichkeit im Mitmenschen zu erkennen, ist grundlegende Voraussetzung zur Gestaltung des Zusammenlebens. Besonders wichtig ist uns dabei, dass Gott uns gerade auch in den geringsten Schwestern und Brüdern begegnet (Mtth. 25). Unser Hauptaugenmerk gilt dabei der Erziehung zur Rücksichtnahme und Achtung gegenüber Schwächeren.

Jeder Mensch hat das Recht auf Freiheit. Der Gott Israels begegnet seinem Volk als Gott der Befreiung aus Unterdrückung und Heimatlosigkeit. Durch Jesus Christus gilt diese Freiheit allen Menschen (“Zur Freiheit hat uns Christus befreit!“ Gal.5,1). Aufgabe christlicher Erziehung ist es, dabei zu helfen, diese geschenkte Freiheit als Auftrag zu begreifen und sie in Verantwortung gegenüber den Mitmenschen zu gestalten.

Jeder Mensch hat das Recht auf Maßstäbe. Das bedeutet, Freiheit ist nicht Beliebigkeit, die soziales Miteinander gering schätzt. Damit das Zusammenleben gelingen kann, bietet Gottes Wort uns Maßstäbe an. Dazu gehören die 10 Gebote und das Doppelgebot der Liebe genauso wie das Recht und der Auftrag zur Barmherzigkeit und Vergebung und das Leben aus der Gnade Gottes. Zu den Maßstäben der Bibel gehört auch der Auftrag zum verantwortungsbewussten Umgang mit jeder Kreatur und dem Lebensraum. Die Evangelische Grundschule Frankenthal verpflichtet sich, diese Maßstäbe zu vermitteln und sie im Alltag umzusetzen.

2.2. Prägung der pädagogischen Arbeit

2.2.1. Gelebter Glaube – Leben und Lernen in christlicher Gemeinschaft

Das Leben in einer Schulgemeinschaft, die sich an den Grundlagen des christlichen Glaubens orientiert, verstehen wir zugleich als Weg und Ziel. Sich auch im Schulalltag an der Person und der Botschaft Jesu Christi auszurichten, eröffnet Kindern, Eltern und LehrerInnen neue Möglichkeiten, den Bezug zum eigenen Leben herzustellen und gelebten Glauben sichtbar und spürbar zu machen.

Zeit- und kindgemäße Erfahrungen können dafür sorgen, dass Kinder ein christliches Menschenbild aufbauen, welches Raum für Geborgenheit und Vertrauen wachsen lässt, eine hoffnungsvolle, zuversichtliche Grundeinstellung zum Leben schafft und das Selbstwertgefühl des Einzelnen in der Gemeinschaft stärkt. Die Individualität jedes an dieser Gemeinschaft Beteiligten zu akzeptieren und anzunehmen, entspricht dem christlichen Verständnis von der Achtung der Einzigartigkeit jedes Menschen.

Eine solche Betrachtungsweise ist die Grundlage für die Entwicklung eines verantwortlichen und sozialen Handelns in der Schule und ermutigt, gleiches Verhalten im außerschulischen Umfeld anzuwenden.

Die LehrerInnen sehen sich diesbezüglich in der Verantwortung, jedem Kind die individuell notwendige Fürsorge und Zuwendung zu schenken und eine Schulgemeinschaft im Zeichen der gegenseitigen Achtung und Wertschätzung aufzubauen.

Um christlichen Glauben erlebbar zu machen, werden im schulischen Alltag religiöse Handlungen wie Gebete, Andachten, Gottesdienste, Räume der Stille sowie das Feiern von Festen im Kirchenjahr zu einem festen Bestandteil. Kinder und Eltern oder andere, der Schule nahestehende Personen wirken neben den LehrerInnen an der Vorbereitung und Gestaltung mit.

Im Zusammenhang mit Formen des religiösen Lebens, aber auch im alltäglichen Unterrichtsgeschehen kommen neben Sachfragen auch sich ergebende Sinnfragen zur Sprache. Hierbei werden Orientierungshilfen aus christlicher Sicht angeboten. Daraus ergibt sich, dass an der Evangelischen Grundschule Frankenthal LehrerInnen tätig werden sollen, die ihren pädagogischen Auftrag als überzeugte Christen wahrnehmen, jedoch frei von Gewissenszwängen für andere und tolerant gegenüber Andersdenkenden agieren.

Das eigene und gemeinsame Handeln des Lehrerteams, aber auch das der Eltern und der Schüler bedürfen ständig der kritischen Reflexion. Es gilt zu prüfen, inwieweit die Forderungen nach Akzeptanz und Toleranz, nach Wahrung der Menschenwürde, Nächstenliebe und Rücksichtnahme sowie die Hilfe für Schwächere im Alltag des schulischen Zusammenlebens umgesetzt werden.

Zusammenfassend heißt Leben und Lernen in christlicher Gemeinschaft in der täglichen Arbeit:

– regelmäßiger Morgenkreis mit Morgengebet
– ein wöchentlicher Schulgottesdienst
– lehrplangemäße Erteilung des Religionsunterrichtes mit 2 Wochenstunden ab Klasse 2
– enger Kontakt mit der Kirchgemeinde Großharthau-Frankenthal und deren Pfarrer
– Einbindung von Festen des Kirchenjahreskreises in den Schulalltag
– christliche Wertevermittlung in allen Phasen des Schulalltages

2.2.2. Ganzheitliches Lernen – Lernen mit Kopf, Herz und Hand

Ganzheitlichkeit, verstanden als Ziel der Erziehung, entspricht den christlichen Wertevorstellungen. Im pädagogischen Sinne bedeutet es, das Kind mit seiner Persönlichkeit und all seinen von Gott gegebenen Anlagen zu erkennen und zu fördern. Die Evangelische Grundschule Frankenthal stellt sich der Aufgabe, alle Kinder ihrem Wesen nach in der Einheit von Körper, Geist und Seele anzusprechen.

Nicht die bloße Kenntnisvermittlung, sondern das Ansprechen aller Sinne, das In-Beziehung-Setzen zu eigenen Erfahrungen und die aktive handelnde Auseinandersetzung mit dem Unterrichtsstoff im Sinne des “Begreifens” sind Grundprinzip schulischen Lernens.

Für die praktische Umsetzung heißt das, dass den Kindern Arbeitsmaterialien und Arbeitsformen angeboten werden, die zur Selbständigkeit auffordern und individuelles Lernen anregen.

Ebenso können das fächerübergreifende Lernen und die Einbeziehung außerschulischer Lernorte helfen, die Kinder am wirklichen Leben teilhaben zu lassen und dessen Vielschichtigkeit unmittelbar mitzuerleben. Damit wird es gleichzeitig möglich, Heimatverbundenheit zu entwickeln, die durch die Pflege und Wahrung von Traditionen und Bräuchen wachsen kann. Dabei wird die Einzigartigkeit des Lebens in unserer Region besondere Beachtung finden.

Ganzheitlichkeit heißt auch, ein Denken zu entwickeln, welches es der jungen Generation ermöglicht, Probleme unserer modernen Industriegesellschaft zu erkennen und sinnvolle Lösungsmöglichkeiten zu finden. Dabei ist es notwendig, Dinge und Prozesse in ihrer Ganzheitlichkeit zu erfassen und Zusammenhänge zu erkennen, entgegen einer losgelösten Betrachtungsweise partieller Erscheinungen im Sinne einer zu häufig praktizierten analytisch-synthetischen Denkweise.

2.2.3. Zusammenarbeit mit Eltern

Die Zusammenarbeit zwischen Eltern und LehrerInnen hat das Ziel, das beiderseitige Handeln bezüglich der Erziehung des Kindes zu verstärken. Durch die gemeinsame Arbeit wird es möglich, dem Anspruch einer christlichen Schulgemeinschaft gerecht zu werden. Eine christliche Schulgemeinschaft kann nur entstehen, wenn die Eltern die Möglichkeit erhalten und wahrnehmen, ihre Kompetenzen, Erfahrungen und Ideen in das schulische Leben einfließen zu lassen.

Der intensive und kontinuierliche Meinungsaustausch zwischen Eltern und LehrerInnen hilft mit, die gemeinsamen Erziehungsaufgaben zu bewältigen. Ängste seitens der Eltern müssen ernst genommen und gemeinsam besprochen werden. Dabei ist es wichtig, die Eltern mit den offenen Formen des Unterrichts vertraut zu machen.

Es werden Elternabende gestaltet, bei denen die Eltern an die verschiedenen Unterrichtsmethoden herangeführt werden. Je nach Bedarf werden auch thematische Elternabende organisiert.

Neben der Akzeptanz des evangelischen Profils und der pädagogischen Prägung der Evangelischen Grundschule Frankenthal ist die konstruktive Mitgestaltung und Mitwirkung der Eltern von großer Bedeutung.

Deshalb sollen die Eltern von Beginn an in die Planungsarbeit der Schule einbezogen werden. In einer Atmosphäre der Freiwilligkeit und des Vertrauens wächst aus dem individuellen Interesse der Eltern an der positiven Entwicklung ihres Kindes die aktive Mitarbeit an konzeptionellen Fragen und Aktivitäten, insbesondere im außerschulischen Bereich.

Die gewählten Elternvertreter jeder Klasse haben in der Schulkonferenz die Möglichkeit, aktiv das Schulleben mit zu beeinflussen, indem gemeinsam über anstehende Vorhaben, offene Fragen oder gute Ideen diskutiert und entschieden wird.

Ein Elternkreis unterstützt zudem sehr engagiert die Spendenarbeit für unsere Einrichtung. Durch diese aktive Elternarbeit wird das Schulleben wirksam belebt und die wichtige Rolle der Eltern an der Mitwirkung eines gesunden Schulklimas deutlich gemacht.

Die Evangelische Grundschule Frankenthal will ein Ort der Begegnung und des gemeinsamen Handelns sein, an dem Kontakte zwischen allen Beteiligten aufgebaut und aufrecht erhalten werden können. Gemeinschaftliche Vorhaben wie Gottesdienste, Schulausflüge, Schulfeste, Elternnachmittage, aber auch Einsätze zur Verschönerung des Schulgebäudes und zur Herstellung von Unterrichtsmaterialien u.ä. dienen diesem Anliegen.

2.2.4. Zusammenarbeit mit den Kirchgemeinden

Die Zusammenarbeit mit der Kirchgemeinde Großharthau-Frankenthal und den umliegenden Kirchgemeinden wird angestrebt. Vor allem in der Kinder- und Jugendarbeit wie auch in der Gemeindearbeit ist die Kooperation wünschenswert. Realisiert wird sie beispielsweise durch die Mitgestaltung festlicher Gottesdienste und die Teilnahme an offenen Angeboten des Gemeindelebens. Die Begegnung mit Gemeindegliedern, die nicht unmittelbar mit der Evangelischen Grundschule Frankenthal in Verbindung stehen, kann ein besonderer Gewinn für beide Seiten sein. Somit soll die Evangelische Grundschule Frankenthal eine Bereicherung für das kirchliche Leben im Ort und der Region sein.

Um den christlichen Erziehungszielen gerecht zu werden, werden die Kirche als sakraler Raum genauso wie das Pfarrhaus und der Pfarrgarten (als Schulgarten) von der Schulgemeinde genutzt.

2.2.5. Lehrerfort- und Weiterbildung zur Sicherung der christlichen Erziehung

Die LehrerInnen der Evangelischen Grundschule Frankenthal nehmen an Fort- und Weiterbildungen des TPI Moritzburg teil. Weiterhin werden Möglichkeiten der schulinternen und schulübergreifenden Fortbildung mit anderen christlich geprägten Schulen der Region angedacht und genutzt.

Um den Anspruch einer gleichwertigen Lehrerqualifikation zu erfüllen, werden die vom Freistaat Sachsen angebotenen Lehrerfortbildungen im Bereich der Fachdidaktik und der Unterrichtsmethodik genutzt. Dadurch soll der Einsatz und die Erprobung neuer Unterrichtsmethoden sowie die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen pädagogischen Arbeit gefördert und weiterentwickelt werden.

Die LehrerInnen haben immer die Aufgabe, ihr persönliches und gemeinsames Handeln auf dem Hintergrund der Aussagen und Werte der Bibel zu reflektieren.

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